18. Januar 2013

Gefangen genommen sein.


Er steht draussen vor der Tür, einsam im Schnee. Einst hat er die vorbeigehenden Menschen zum Staunen gebracht. Ihnen ein Lächeln entlockt. Sie stumm daran erinnert, wie einfach es ist zu lieben. Nur gegen den fallenden Schnee konnte er sich nicht wehren. Er bedeckte ihn mit einem kalten Mantel, der ihn nun gefangen nimmt. Nur vereinzelt lassen sich seine Konturen noch erkennen. Ich würde ihn gerne fragen, was geschehen ist. Doch er bleibt stumm. Und eigentlich kenne ich die Antwort bereits. Es hat geschneit. Er wurde eingeschneit. Ich stehe lange vor dem Schneemann, da draussen vor der Tür. Bewegungslos. Regungslos. Ich möchte nicht warten, bis die Wärme den Schnee schmelzen lässt, denn dann ist es zu spät. Er wäre weg. Ich nehme einen Besen und wisch ihm die Kälte aus dem Gesicht. Vom Körper. Bis er wieder da steht, wie er einst war. So, wie er die vorbeigehenden Menschen zum Staunen gebracht hat. So, wie er wirklich war.

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