29. November 2012

Unmenschlich sein.

Es ist paradox.
Wenn Friedenshüter zu Tätern werden.
Unbestraft bleiben.
Von der Spitze geschützt werden.
Wenn Informationen vertuscht werden.
Wenn missbrauchte Frauen nicht gehört werden.

Mütter verzweifeln.
Leiden.
Hoffen.
Um ihre Töchter, die verkauft, gedemütigt, gefoltert und missbraucht wurden.

Mütter verzweifeln.
Leiden.
Um ihre Söhne, die Menschen alles andere als menschlich gegenübertreten.

Hinschauen fällt schwer.
Blind sein auch. 

21. November 2012

Entwichen sein.

Originalbild: Alin Ciortea
Sie spürt noch immer seine Wärme zwischen ihren Schenkeln.
Aus ihrem Herzen ist die Wärme entwichen.
Sie hätte seine Briefe nicht lesen sollen. Er hätte gewisse Dinge nicht schreiben sollen. Die endlosen Streitereien, Vorwürfe und Unterstellungen brachten nicht die erhoffte Nähe und das entschwundene Vertrauen zurück. Was blieb war Entfremdung, Kälte, Misstrauen. Und doch blieben sie. Wollten nicht weg. Verharrten an Ort und Stelle.
Mit jedem Tag entdeckte Jamina neue Seiten an Raphael. Keine Wesenszüge, die der Liebe gut taten. Er war ihr so fremd geworden. Wohl genau so fremd, wie sie ihm geworden ist.
In all den Diskussionen brachten sie nicht mehr Verständnis für den anderen auf. Im Gegenteil. Das Unverständnis wuchs mit jedem gesagten und wohl auch verschwiegenem Wort.
Zwischen all den Verwirrungen und Irrungen gab es immerhin Momente, in denen beide die Liebe spürten. Die Liebe, die einst im Vordergrund stand. Und nun in tausend Einzelteilen vor ihnen in Scherben lag. Doch sie sehen sie noch und können sich nicht von ihr lösen. Nicht von der Liebe. Nicht vom Menschen. Nicht von Gewohnheiten. Nicht von der Nähe. Verletzen sich immer mehr. Bluten. 
Und so war es auch an jenem Sonntag. Der Abend verlief wie so oft mit Diskussionen und Streitereien. Jamina brach in Tränen aus. Hielt es nicht mehr aus. Wollte nur noch weg. Aus der Situation. Sie legte sich ins Bett. Verharrte dort mit ihren Gedanken, die sie nicht ordnen konnte.
Sie muss wohl bereits eine Stunde so da gelegen haben, als Raphael sich neben sie legte. Stumm. Regungslos.
Auch Jamina lag scheinbar noch immer regungslos und still da. Doch plötzlich spüre sie ein Verlangen. Sie wusste nicht wonach. Ihr Herzschlag beschleunigte sich. Und ohne darüber nachzudenken, von ihrem Verlangen geleitet, legt sie ihre Hand auf ihre Brust. Sie lässt ihre Finger über ihre Brustwarzen kreisen und spürt die Wärme in ihrem Schoss.
Ihr Atem wird hörbar. Auch für Raphael. Er wendet sich ihr zu und kann ihre Silhouette im Mondlicht deutlich erkennen. Licht ist nicht nötig, er kennt ihren Körper. Kennt ihre Regungen beim Liebesspiel.
Er rückt etwas näher. Sie kann ihn spüren. Spürt seine Erregung an ihrem Schenkel. Spürt seinen Blick auf ihrem Körper. Unbeirrt bleiben ihre Hände auf ihr, suchen den Weg zu ihrer Scham. Ihre Finger spielen ihr Spiel.
Für Raphael könnte dieses Spiel unendlich weiter gehen. Er hat diesen Anblick schon immer genossen. Ihr dabei zuzusehen, wie sie mit ihrer Lust spielt. Sich selber in unermessliche Höhen bringen kann.
Doch Jamina will Raphael bei diesem Spiel dabei haben. Sie erhebt sich abrupt. Wortlos setzt sie sich auf ihn, bewegt sich langsam nach unten, um mit ihren Lippen sein erregtes Glied in Empfang zu nehmen. Raphael stöhnt auf. Und Jamina geniesst es. Sie geniesst jeden Moment der nächsten Minuten. Sie bewegt sich auf ihm und er in ihr. Vertraut. Sanft. Liebend.
Doch irgendwann ist es zu Ende.
Sie spürt noch immer seine Wärme zwischen ihren Schenkeln.
Seine Wärme aus ihrem Herzen ist entwichen.

19. November 2012

Eros sein.

Ganz ehrlich. Es mag ja sein, dass die Dame im Bild durchaus sportliche Beine hat. Und bitz braungebrannt sind sie auch. Und bevor ich mich über das schampar kurze Kleidchen auslasse, welches ihre Hüfte umhüllt, wende ich den Blick von ihr ab und möchte mich einem ganz anderen Thema widmen. Es wird keinen Frauenneidfeldzug geben.
Mein Blickfang war nämlich nicht sie, trotz ihrer weissen Zähne. Meine Augen steuerten das Wesen im Bild links an. Das Mädchen mit der Hand im Kleid. Nicht auf dem Kleid. Nicht auf dem Po. Nicht um die Hüfte. Nein, verwickelt in den Stoff des Kleides.
Und nun frage ich mich, was die Hand da tut. Eine berechtigte Frage finde ich. Geld verstecken vielleicht, weil die gute alte Matratze ausgedient hat.
Vielleicht sollte man noch erwähnen, dass es in diesem Artikel um Griechenland geht. Nicht um Griechenland als Urlaubsdestination und auch nicht als Land der Eros, Nikos, Antonis und Jorgos. Es geht um Griechenland und seine Finanzkrise. Passt also irgendwie schon das Bild. Wenn die lächelnde Dame im Vordergrund nicht dastehen würde.
Und vielleicht will die Hand auch kein Geld verstecken, sondern es geht um das letzte Hemd, bzw. um das letzte Kleid, wäre vom Fotografen ein wirklich gelungenes Sinnbild.
Oder es ist doch nur eine Touristin, die sich von Eros um den Finger wickeln liess und nun eifrig Dolmades kochen lernt. Ich für meinen Teil hab den Dreh noch immer raus.

7. November 2012

Wärmend sein.

Es gab eine Zeit. Eine Zeit vor der Zeit.
In dieser Zeit, da wurden hingebungsvoll kalte Füsse gewärmt. Stundenlang Geschichten erzählt. Aufopferungsvoll zermantschte Bananen und Zwieback an das Krankenbett getragen. Liebevoll das fiebernde Händchen gehalten. Geduldig gesungen, bis die Äuglein endlich schwer wurden. Mit Umarmungen und Zeichen der Liebe nicht gespart.
Es gab eine Zeit.
Und plötzlich ist sie vorbei. Und ehe man sich versieht, geraten all die wichtigschönen Dinge in Vergessenheit. Nur die unendliche Wärme bleibt. Wenn man auf sie acht gibt. Sie nicht durch die Kälte der Tage erfrieren lässt.
Die Wärme. Sie umhüllt die Kinder. Die Kälte. Sie weht überall. Trotz Klimawandel.