27. Februar 2013

Ausgespielt sein.

Den Stock hat er im Wald gefunden. Mit glänzenden Augen und voller Stolz trägt er ihn durch das Dorf. Ein einfacher Stock, dem manch einer keine Bedeutung beimessen würde. Doch für ihn wird das Fundstück in den nächsten Tagen etliche Wandlungen durchmachen. Einmal Zauberstab und Musikinstrument, später Kanone und Gewehr, dann wieder ein imaginären Waldgeist. Es ist ein Spiel. Und er wird lernen, wo das Spiel endet und an welche Regeln er sich in diesem Spiel zu halten hat. Er geht in diesem Spiel auf, entdeckt seine Stärken, gewinnt Vertrauen. Sein Freund wohn ein Dorf weiter. Beide würden hierzulande kurz vor der Einschulung stehen. Sein Freund hat keinen Stock gefunden. Fiktive Figuren erfindet er keine mehr. Er hat das Spiel verloren. Ihm wurde das Gewehr in die Hände gedrückt. Mit leerem Blick und voller Angst schleift er die Waffe durch das Dorf. Die Last ist in vielerlei Hinsicht zu schwer für ihn. Ein einfaches Gewehr, das in den nächsten Tagen keine Wandlung durchmachen wird. Es wird immer ein Gewehr bleiben. Wird Unheil anrichten. Er wird lernen, dass er tun muss, was ihm befohlen wird, selbst wenn er auf seine Familie zielen muss. Und auch, wenn er seinen Freund erschiessen soll. Er, der vielleicht gerade am Zaubern war. Doch kein Zauberspruch der Welt wird an der Tatsache etwas ändern. Weder die Waffenloby, noch Verbrecher wie Joseph Kony verstehen die Sprache dieser kleinen Zauberer. Menschlichkeit bleibt für sie ein Fremdwort. Sie werden weiter gedankenlos ihre Waffen verkaufen, Kinder vergewaltigen, ihnen Gewehre in die Hände drücken oder sie als menschliche Schutzschilder missbrauchen. Sie missbrauchen diese Kinder, die gar keine Kinder mehr sind. Wir haben sie geschaffen und wir vernichten sie.

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